ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in der Kirche

Liebe Gemeinde,

die Vorstellung der Ergebnisse der von der EKD in Auftrag gegebenen Studie
zu sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie hat uns hart getroffen. Lange
Zeit glaubten viele, dass es in der evangelischen Kirche kein solches Ausmaß an
sexualisierter Gewalt geben könne (kein Zölibat, keine solche Hierarchie wie in
der katholischen Kirche…), aber dem ist nicht so.

Die ForuM-Studie, die den Auftrag hatte, zu erforschen, welche Strukturen in
der Kirche Missbrauch und Vertuschung ermöglichen, liefert klare Erkenntnisse.
U. a. haben gerade unklare Zuständigkeiten und kein tieferes Verständnis für Täterstrategien, den Tätern (Pfarrer, Erzieher*innen, ehrenamtliche Jugendleiter*innen, Kirchenmusiker) lange Zeit Räume für den Missbrauch eröffnet.

Als Erstes aber das Wichtigste: Ich als Mitglied und Pfarrerin unserer evangelischen Kirche bin zutiefst beschämt, dass Missbrauch in unserer Kirche möglich war / ist und möchte mich bei den Betroffenen entschuldigen. Es ist passiert und hätte doch niemals passieren dürfen. Alles Unrecht, das geschehen ist,
muss gehört und anerkannt werden. Es kann nicht sein, dass Betroffene bis zu 17 Menschen ansprechen müssen, bevor jemand ihnen glaubt. Das muss sich sofort ändern.

Deshalb werden wir nun überall in der bayerischen Landeskirche Schutzkonzepte in den Gemeinden erarbeiten, um die Kirchenräume so gut wir es vermögen (wieder) sicher zu machen. Die Arbeit läuft schon seit einigen Jahren, so wurden in der Jugendarbeit bereits vor 10 Jahren Schutzkonzepte erarbeitet und
Schulungen gemacht, ebenso in der Diakonie und zuletzt seit 2 Jahren für die Kindergärten. Das Dekanat München hat im letzten Jahr ein Leitbild und eine Verpflichtung für die Mitarbeitenden herausgegeben. In den Pfarrkonferenzen wurden vor 2 Jahren die Pfarrer, Pfarrerinnen, Diakone und Diakoninnen aus der
Region geschult.

Nun erarbeiten in einem weiteren Schritt die Gemeinden ihr Schutzkonzept. Im Moment konstituiert sich eine Gruppe, die den Rahmen für die Schutzkonzepte für die Dreieinigkeitskirche, Immanuel-Nazarethkirche und die Vaterunserkirche gemeinsam konzipiert. D.h. einerseits eine Risiko-Analyse erstellt, wo sind Orte,
Situationen, die sexualisierte Gewalt ermöglichen, und einen Maßnahmen-Katalog vorlegt, wie das geändert werden kann. Es werden Personen benannt, die als Ansprechpartner dienen für die Gemeinden, für das Dekanat und die Landeskirche.

Es wird einen Interventionsplan, also ein klares Vorgehen für den Umgang mit allen Meldungen und Beschwerden geben – wichtig: Sobald ein Vorfall gemeldet wird, greift das 4-Augen-Prinzip und ein klarer, vorgegebener Weg nimmt seinen Lauf, in den auch nichtkirchliche und staatliche Stellen einbezogen sind.

Die ForuM-Studie sollte nicht alle Einzelfälle („die Spitze der Spitze des Eisbergs“) erfassen, sondern die Frage beantworten, was verhindert Transparenz und Aufklärung. Die Antworten sind ernüchternd. U.a. wird eine große Tendenz zur Konfliktvermeidung bescheinigt: Die Opfer wurden als Störenfriede aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen, um die Harmonie nicht zu stören. Verantwortungsdiffusion: Niemand fühlt sich zuständig zu intervenieren. Die Haltung zur Sexualität war z.T. in den 70-iger Jahren zu liberal oder insgesamt unklar, die Grenzen bei Hauptamtlichen zwischen Dienst und Privat sind schwammig. Es gibt einen zu großen Schutzraum und Macht für Pfarrpersonen. Aber auch die theologischen Fragen nach Sünde, Schuld, Weiblichkeit und Sexualität sind Gründe. Es gibt viel zu tun.

Pfarrerin Heike Lüttgens

 


Der Gemeindebrief der Vaterunserkirche wird im Auftrag des Kirchenvorstandes erstellt und erscheint viermal jährlich. Er informiert über das Gemeindeleben, Termine für Gottesdienste und andere Veranstaltungen und beschreibt die Aktivitäten der Gruppen, die in der Vaterunserkirche eine Heimat gefunden haben.

Ehrenamtliche Mitglieder übernehmen die redaktionelle Gestaltung des Gemeindebriefes und die anschließende Verteilung in der Gemeinde. Sollten Sie keinen Brief erhalten, melden Sie sich bitte im Pfarramt.

Wir suchen immer wieder Helfer, die als Austräger bereit sind, den Brief viermal im Jahr in der Gemeinde zu verteilen. Falls Sie gerne in Ihrem Wohngebiet spazieren gehen und uns dabei helfen wollen, freuen wir uns über Ihre Meldung im Pfarramt.